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Пишет DK ([info]k_d_s)
@ 2022-01-23 02:25:00


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Настроение: sleepy
Музыка:Зазеркалье - Бугорки безымянных могил
Entry tags:deutschland, geschichte, literatur, lustig, rote pest, russland

DiG
Nun sind alle kommunistischen Systeme des Abendlandes tatsächlich aus christlich-theologischem Denken erwachsen. Morus' Utopia, der Sonnenstaat des Dominikaners Campanella, die Lehren der Lutherschüler Karlstadt und Thomas Münzer und der Staatssozialismus Fichtes. Was Fourier, Saint Simon, Owen, Marx und hundert andere an Zukunftsidealen zusammenträumten und -schrieben, geht sehr wider Wissen und Willen auf priesterlich-moralische Entrüstung und auf scholastische Begriffe zurück, die im national-ökonomischen Denken und in der öffentlichen Meinung über Gesellschaftsfragen in aller Heimlichkeit ihr Wesen trieben. Wieviel vom Naturrecht und Staatsbegriff des Thomas von Aquino steckt noch in Adam Smith und also – mit umgekehrtem Vorzeichen – im kommunistischen Manifest! Alles abstrakte Grübeln über Wirtschaftsbegriffe fern von aller wirtschaftlichen Erfahrung führt, wenn es mutig und ehrlich zu Ende geführt wird, irgendwie zu Vernunftschlüssen gegen Staat und Eigentum, und nur der Mangel an Blick erspart es diesen materialistischen Scholastikern zu sehen, daß am Ende ihrer Gedankenkette wieder der Anfang steht: Der verwirklichte Kommunismus ist autoritäre Bürokratie. Um das Ideal durchzusetzen, braucht man die Diktatur, die Schreckensherrschaft, die bewaffnete Macht, die Ungleichheit von Herren und Sklaven, Befehlenden und Gehorchenden, kurz das System von Moskau. Aber es gibt zweierlei Kommunismus: den einen, gläubigen, aus doktrinärer Besessenheit oder weibischer Sentimentalität, der weltfremd und weltfeindlich den Reichtum der lasterhaft Glücklichen und zuweilen auch die Armut der braven Unglücklichen verwirft. Er endet entweder in nebelhaften Utopien oder mit dem Rückzug auf Askese, Kloster, Boheme und Landstreichertum, wo man die Belanglosigkeit alles Wirtschaftsstrebens predigt. Der andere, »weltliche«, realpolitische aber will durch seine Anhänger entweder aus Neid und Rache die Gesellschaft zertrümmern, weil sie ihnen auf Grund ihrer Persönlichkeit und ihrer Talente einen niedrigen Platz anweist, oder durch irgendein Programm die Massen hinter sich bringen, um seinen Willen zur Macht zu befriedigen. Aber auch das verbirgt sich gern hinter dem Mantel einer Religion.
Auch der Marxismus ist eine Religion, nicht in der Absicht seines Urhebers, aber in dem, was das revolutionäre Gefolge daraus gemacht hat. Er hat seine Heiligen, Apostel, Märtyrer, Kirchenväter, seine Bibel und seine Mission; er hat Dogmen, Ketzergerichte, eine Orthodoxie und Scholastik und vor allem eine volkstümliche Moral oder vielmehr zwei – gegenüber Gläubigen und Ungläubigen – wie nur irgendeine Kirche. Und daß seine Lehre durch und durch materialistisch ist – macht das einen Unterschied? Sind alle die Priester, die sich agitatorisch in Wirtschaftsfragen mischen, es weniger? Was sind denn christliche Gewerkschaften? Christlicher Bolschewismus, nichts anderes. Seit dem Beginn des rationalistischen Zeitalters, seit 1750 also, gibt es Materialismus mit und ohne christliche Terminologie. Sobald man die Begriffe Armut, Hunger, Elend, Arbeit und Lohn zusammenwirft – mit dem moralischen Unterton in den Worten reich und arm, recht und unrecht – und daraufhin für soziale und wirtschaftliche Forderungen proletarischer Art, für Geldforderungen also eintritt, ist man Materialist. Und dann tritt mit innerer Notwendigkeit an Stelle des Hochaltars das Parteisekretariat, an Stelle des Opferstockes die Wahlkasse, und der Gewerkschaftsbeamte wird der Nachfolger des heiligen Franz.